Handwerksmuseum Ovelgönne
Am Dienstag war ich im Handwerksmuseum Ovelgönne. Bei der Gründung 1981 hieß das Museum noch Norddeutsches Handwerkermuseum. Allerdings hat sich der heute offizielle Name durchgesetzt und wurde auch vom Verein vor kurzem offiziell als solches festgelegt. Allein schon daraus, dass sich im sprachlichen Gebrauch der örtliche Bezug (Ovelgönne) viel eher durchgesetzt hat, als der überregionale Bezug, zeigt schon wie tief verwurzelt und ort snah das Museum in der Gemeinde Ovelgönne ist.
Dabei durfte ich mir den neuen Ofen anschauen und die Sitzecke, die in intensiver Eigenleistung erbaut worden sind. Mit einem großen handwerklichen Einsatz haben die Mitglieder des Vereins ihre Fertigkeiten eingebracht, um hier eine schöne historisch anmutende Stelle zum kurzweiligen Verweilen geschaffen. Erstaunlich ist bei dieser und anderen Baumaßnahmen, dass die Vereinsmitglieder teilweise eigenes (nicht unerhebliches) Geld in die Hand nehmen, um die Maßnahmen abzusichern.
Dazu dann auch das Modell der Burg, die in Ovelgönne stand. Seinerzeit mit unglaublichen Maßen von 190 mal 190 Metern. Auch hier haben sich Zufall, Stiftung, Spende, Eigenleistung und Ideenreichtum vermengt, um historisches in die Gegenwart zu transportieren. Ob es irgendwann mal möglich sein wird, eine Replik der ehemaligen Burgmauer entstehen zu lassen muss man nicht ins Land der Träume verweisen, sondern als Vision festhalten.
Beim Rundgang durch das Museum ist mir dann aufgefallen, dass mehr in dem Museum steckt, als man von außen erwartet. Neben der Sonderausstellung ist die ständige Ausstellung u.a. mit verschiedensten Tätigkeiten wie Schuster, Zahnarzt, Torfabbau, Reetdachdeckerei und auch die riesige Schmiede-Esse ein sehr spannender Blick in die Vergangenheit. Ein toller Ort, wo auch Trauungen stattfinden können. Dabei sind auch Elemente im Museum vorhanden, die zum „Mitmachen“ und „Anfassen“ einladen. Der alte Kaufmannsladen, der Friseursalon und auch die „neue“ alte Apotheke sind ein Besuch wert.
Ein originales Fenster vom Gefängnis Ovelgönne versperrt dann den Aufgang zur vermutlich etwa 350 Jahre alten Treppe ins Obergeschoss. Es gibt aber glücklicherweise eine zweite Treppe. Dort gibt es dann einen Einblick u.a. in die Fotografie, Weberei, Schlachterei, Bäckerei.
Im Zimmer des Männergesangsverein, mit originaler Ausstattung habe ich mich dann mit Michael Folter, Uwe Karger, Norbert Rosteck und Rudi Schulenberg über diverse Themen unterhalten. Dabei ging es um die Notwendigkeit des bürgerschaftlichen Engagements, der notwendigen Unterstützung durch Spender, Zustifter und durch die öffentliche Hand (Landkreis Wesermarsch und Gemeinde Ovelgönne). Aber auch um die notwendigen Ressourcen, um die Ziele der Standards von Museen (beispielsweise Sammeln, Bewahren, Forschen/ Dokumentieren und Ausstellen/ Vermitteln) zu sichern. Alle waren sich einig, dass die Digitalisierung auch in den Museumsalltag Einzug hält, welche Chance und Herausforderung zugleich ist.
Die aktuelle Corona-Pandemie hat auch dem Museum zu schaffen gemacht. Die Sonderausstellung „Milch, Molkerei und Kuh“ hatte kaum eine Möglichkeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Umso erfreulicher ist es, dass sie verlängert wird und sich schon viele gemeldet haben, die gerne wieder ins Museum wollen.
Für mich ein sehr spannender Ort. Es lohnt sich ihn zu besuchen.
Einfach mal hier nachschauen: